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Wie ich einmal fast Kandidat einer Quizsendung geworden wäre...

Als Wahlberliner habe ich in den Jahren meines Hierseins ein ordentliches Arsenal Berlinbücher zugelegt und sie sogar zum größten Teil gelesen, die darin empfohlenen Spaziergänge gemacht und darüber hinaus eine große Berlin-Bilder-Sammlung.

Dies sei vorangestellt, wenn ich gestehe, meine Eitelkeit (und Gewinnsucht) trieb mich dazu, zum Hörer zu greifen, um im wahrscheinlich kleinsten Regio-Klugscheißer-Quiz mitzuspielen: Der Berlin-Quiz! Ein unterqualifizierter Programmansager erhielt seine zweite Chance: Jeden Sonntag um 20.15 will der SFB nicht zu viele Zuschauer vom Tatort abhalten, deshalb bringt der Berlin-Quiz weder viele Zuschauer noch zahlt er wirklich viel Geld für die Peinlichkeiten, die man über sich ergehen lassen muss. Es ist eine der Dauerwerbesendungen für die Berliner Sparkasse und die BVG, weshalb der Spielplan auch der U-Bahn-Plan ist, was aber auch keinen wirklichen Sinn macht.

Doch zurück zum Anfang: Ich rufe also die unpersönliche Hotline an, eine koksige Gute-Laune-Tonband-Stimme begrüßt mich und macht mir Mut: "Keine Angst, die hier gestellten Fragen sind ganz einfach..." Ich also immer in die Sprechpausen rein, irgendwann sagt die Stimme dann mal vielen Dank und bittet, meine Kontaktinformationen zu hinterlassen (don´t call us, we call you!)

Doch ich habe Glück, einige Tage später, ich habe diesen Akt des Übermutes fast vergessen, ruft mich doch glatt eine Frau aus der Produktionsfirma an und sagt, sie wolle mich jetzt testen. Aha, sage ich, und schon ging es los: 1. Frage: falsch, 2. Frage fast richtig, dritte Frage: Ganz nah dran, vierte Frage: Leider falsch....

Macht nichts, sagt mir die nette Stimme, darauf käme es gar nicht so an. Da bin ich doch verdutzt. Was ich denn so täte, werde ich gefragt. Wahrheitsgemäß sage ich ihr, dass ich mich der Lebensfreude verschrieben habe, Arzt und Buchautor wäre und in Meiner Freizeit holländischen Inlineskatern die Stadt zeige. So etwas Buntes zieht ja immer beim Fernsehen: Sicher erinnern Sie sich an unsäglich peinliche Kandidatenbefragungen ("Und wie kommt das, dass ein Arzt Inlineskater fährt?" und ähnlicher Quatsch). Also, wenige Tage später kommt der Anruf: "Herzlichen Glückwunsch, Doc Doolittle, Sie sind für die Show am 08.12. ausgewählt worden.

Na jetzt war ich dann doch mal buff – das Gute an dieser Zusage war, dass ich jetzt endlich einmal darüber informiert wurde, was sich hinter den Kulissen dieser Quiz-Shows abspielt. Zum Beispiel wenn Kandidaten am Ende einer Sendung noch im Rennen sind, verabschiedet sich der Quizmaster ja mit den Worten: "Wir beide sehen uns nächsten Sonntag wieder bla bla bla..." In Wirklichkeit wird man aufgefordert, sich eine Wechselgarderobe mitzubringen, damit sich das Fernsehpublikum davon überzeugen läßt, dass man am darauffolgenden Sonntag wiedergekommen ist. Da aber die Produktionsfirmen rechnen müssen, geht es gleich nach einer Sendung mit der nächsten weiter: Umziehen, in die Maske und weiter geht’s mit grotesken Fragen. Und wegen der ganz aufmerksamen Zuschauer wird das Publikum auch gleich mit umgesetzt.

Auch meine Neugierde, woher eigentlich die ganzen Menschen stammen, die sich als Fernsehpublikum da hinsetzen, wurde gestillt: Die Leute verdienen sich sauer ihr Brot damit! Für ein Taschengeld finden sich Stricher, Studenten, Hausfrauen, Frührentner und Pensionäre, die sich nach dem Willen des Moderators ganz ruhig oder auch ganz frenetisch gebären. Allerdings sitzen auch immer einige echt Interessierte unter den Zuschauern, denn man darf Freunde mitbringen. Damit diese aber auch handverlesen sind und den Betrieb nicht durcheinander bringen, müssen genaue Angaben zu diesen Personen gemacht werden. Bei meinem unentschlossenen Freundeskreis wechselte mehrfach die Besetzung, was immer lange Telefonate zur Folge hatte.

Und bei einem dieser Gespräche passierte es dann: Doc Doolittle reißt das Maul ein bißchen weit auf (ich hatte am Vortag sozusagen zum Üben das Berlin-Quiz geschaut): "Na gestern die Sendung ist ja nur knapp an der vollendeten Peinlichkeit vorbeigeschrammt – hätten Sie nicht den dritten Kandidaten über die Zeitgrenze hin gepäppelt und ihm die richtigen Antworten in den Mund geschoben." Eisiges Schweigen auf der anderen Seite des Telefons, dann etwas verzögert: "Und was heißt das jetzt?" Hooops, dachte ich, wohl ein bißchen zu weit gegangen... "Na nix, wir sehen uns dann übermorgen..." versuchte ich zu deeskalieren. Aber es half alles nichts: Am nächsten Tag hatte ich den Anruf einer Nachgeordneten aus dieser Sendung, die mir mitteilte, dass ich auf eine spätere Sendung geschoben werden sollte.

Das war vor einem Jahr. Ich glaube, die haben mich vergessen. Muss ich doch anders reich und berühmt werden. Schade eigentlich.


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