Home
Aktuelles
Bilderwelten
Altes Leben
Schöne Leiber
Häuslicher Alltag
Kontakt
 


hinaus in die weite weite WeltDieser Sommer - noch einmal Dank an meinen Hauptsponsor- hatte ich mehrmals die Möglichkeit, die innerstädtische Spree zu erkunden, an die Ostsee zu fahren und einmal sogar darüber hinaus bis nach Dänemark zu reisen.
Als Großstädter muss man manchmal raus aus der Stadt, um beim Zurückkommen zu wissen, was es sonst noch Attraktives außer Hauptstadt gibt.
Beginnen wir wieder vor der eigenen Haustür:
Mein Companiero hat netterweise einen Kanadier, also ein offenes Kanu, in seinen Besitz gebracht. So oft es der Sommer oder die Termine erlaubten, fuhren wir auf der Spree hin und her.
Wie schön, dass so viele spannende Orte vom Boot erreicht werden können.
Und wie schön, wenn man das Gefühl hat, einmal Abstand zu den restlichen knapp 3,5 Mio Berliner gefunden zu haben.


Terrorismus und innerstädtische Ausnahmezustände
(Paddeln in Zeiten des Terrors)


Ein herrlicher Samstag Nachmittag, wie geschaffen für eine kleine Paddeltour. Gut, dass die Spree vor der Haustür wartet. Ich genieße die Aussicht auf eine letzte schöne Bootspartie für dieses Jahr, denn dann heißt es Kopf einziehen und warten, dass der Winter vorbeigeht.

Wir sind bereit, den Nervenkitzel noch weiter auszudehnen: Wir fahren in verbotenen Gewässern. Macht ja nix, dürfen nur nicht erwischt werden. Mit dem Schiffsverkehr verhält es sich in Berlin folgendermaßen: Von der Oberbaumbrücke stadteinwärts bis zum Zusammenschluss von Spree und Landwehrkanal (ungefähr auf der Grenze zwischen Tiergarten und Charlottenburg) ist das Befahren mit handbetriebenen Booten untersagt. Deshalb erst recht, immer der historischen Mitte entgegen.
Nur wenige Kleinode entlang der Strecke, Zapf grüßt alle Kapitäne mit einem riesigen Plakat, Industriebrache ohne jegliche Aufbruchsstimmung. In der näheren Ferne die oberste Etage von dem, was die Maria am Ostbahnhof ist. Auch bald nur noch Geschichte. Am Deli vorbei, eine der vielen belebten Ruinen, wo die Zeit noch stehen geblieben ist und verpeilte Kids in das Tageslicht zurücktorkeln. Gleich danach die futuristischen drei Türme in Ellypsenform. Wer da wohl drin arbeitet? Na ja , wenigstens was fürs Auge.
Denn jetzt wird alles anders, dank Universal Music (oder besser denen, die ihnen den Umzug von Hamburg (ätsch!) nach Berlin schmackhaft gemacht haben). Die wohnen und arbeiten demnächst im alten Eierspeicher, bis zu 30 Mio. Eier sollen hier auf Ostberliner Konsumenten gewartet haben. Wenn sie nicht vorher von einfallsreichen Bewohnern der DDR in etwas anderes umgetauscht worden waren. Jetzt ist davon nicht mehr viel zu sehen. Sieht alles schon sehr schick und hipp aus. Und das mittenmang Kreuzberg-Friedrichshain. Na da freut sich der Kiez.
Und alle warten schon darauf, die Umgebung demnächst aufblühen zu sehen......
Ich schweife vom Thema ab. Die Spree, Seefahrt, nautisches Geschick und die Seefahrt zu Zeiten der Tiefflieger...
Nach einer halben Stunde ist ein weiteres Kleinod neuerer Architektur in Sichtweite. Das Blockheizkraftwerk Mitte, schon vor der Eröffnung frenetisch gefeiert als eines der gelungensten ästhetischen und ökologischen Bauten. Expo-Außenprojekt und halt viel Kunst. Ist ja nicht gerade so unsere Sache, aber wir dachten uns, wenigstens die beheizten Bänke, die verwaist auf der nie der Öffentlichkeit übergebenen Spreepromenade auf müde Wanderer warten.
Wir also festgemacht, die wasserseitigen Hindernisse überwunden und los geht´s. Eine ganze Promenade für uns, wie schön. Abenteuerlich, diese Bänke, nicht? Und wenn wir nicht gewusst hätten, dass sie beheizt sind, wären wir dort niemals gelandet. Aber schön ist das schon. Ein kühler Wind im Gesicht und rückwärts eine, wenn auch harte, Wärmflasche im Bankformat aufgelegt.
Ganz alleine waren wir indes nicht: Nach etwa 10 Minuten öffnet sich ein Tor, dass die Promenade vom eigentlichen Kraftwerk abschottet. Und heraus kommt ein großer stämmiger Mann und schaut uns finster an. Das allein wäre noch nichts besonderes, aber in seiner rechten Hand hält er eine Eisenstange, selbst für Berliner Verhältnisse eine große Pose.
"Was machen Sie hier"
"Wir wollten mal die beheizten Bänke ausprobieren"
"Das hier ist Privatgelände"
"Klar Meister, wir wollen es ja auch gar nicht haben"
"Wie sind sie hier hergekommen?"
"Mit dem Boot dort. Der Lebensfreude"
Das alles schien ihn zumindest dahingehend zu beruhigen, dass wir keine arabischen Attentäter sind.
"Sie haben hier nichts zu suchen. Gerade in Zeiten, wo lauter gefährliche Dinge geschehen" (er meinte wohl das Attentat in New York) "können sie nicht einfach fremdes Gelände betreten. Verschwinden sie hier."
"Na ja, die Bilder waren im Kasten, die Heizbänke ausprobiert und eine kostenlose Rückenmassage mit der Stange hatten wir auch nicht nötig. Aber einmal musste ich ja noch nachfragen: "Und wenn wir Widerstand leisten, dann brauchen sie die Eisenstange?" Ungläubig guckte er mich an, dann seine Eisenstange. Ja, sie war noch dort, wo er sie in Erinnerung hatte. "Machen sie dass sie verschwinden"
Dann halt ohne ein Wort der Versöhnung, ist ja sein Problem, wenn er keine neuen Freunde macht.



Top